
Im Tal – 27.9.2017
Die Nacht war „speziell“: Als es gegen acht Uhr dunkel wurde, dachten wir, es sei Zeit zum Schlafen. Allerdings waren wir (zumindest ich) noch nicht hinreichend müde und die drei jungen Männer, die auch im Bivaco nächtigten, waren noch munter. Sie bemühten sich zwar, leise zu sein, aber so eine Hütte ist eben hellhörig. Als dann später alle schlafen gegangen waren, musste natürlich immer mindestens einer schnarchen. So wachte ich nicht ganz ausgeruht um sieben auf und trat auf der Treppe auf eine halbleere Plastikflasche. Da waren alle wach. Wenn nicht vom Lärm, den die Flasche machte, dann von Fredis Fluchen.
Nach einem kargen Frühstück machte wir uns auf den Weg. Vorbei an einer Genoveva- Kapelle zur Alpe Straoligio zunächst etwa auf gleicher Höhe, dann immer tiefer ins Tal hinab.
Massiver Lawinen-Schutz an der Alpe Straoligio An der Alpe Straoligio hängt auch eine Gedenktafel für Partisanen.
Der Blick in die Weite war immer wieder spektakulär, am Anfang kam auch kurz die Monte Rosa in Sicht – leider zum größten Teil Wolken verhangen. Am Boden interessante Gesteine, mit zwei Geologen hatte ich viel Gelegenheit zu lernen. Weiter unten tauchten wir wieder in die Wälder ein, meist Buche und zum größten Teil sich selbst überlassen. Mitten im Wald am Wegesrand ein wunderschöner kleiner Wasserfall. Wie Silberfäden floss das Wasser über das Moos.
An der Alpe Portaiola erinnert eine Tafel an Partisanen, die dort im Kugelhagel der Nazis gefallen sind.
Der Weg zu unserer geplanten Rast-Etappe Alpe In La Plana zog sich im Zickzack steil bergab durch den Wald zum Rio Val Grande. Zum Glück war die Hängebrücke, die im Wanderbuch als baufällig beschrieben wurde, inzwischen erneuert, so dass wir unsern Rastplatz gut erreichten.
Beim Picknicken erfuhren wir, dass das Bivaco Alpe Gabbio, das wir als heutiges Ziel angepeilt hatten, baufällig und daher geschlossen ist. So entschieden wir uns kurzerhand, hier zu bleiben. Die Alpe liegt auf einer Lichtung umgeben von Wald und steilen Bergen.

Bei einem Spaziergang in die Umgebung konnte ich sehen, dass der Rio Val Grande einige hundert Meter weiter in eine enge Schlucht in den Fels geschnitten hat, in die er hinabstürzt, so ist ein Zugang ins Valgrande entlang des Flusses unmöglich.
Diesmal haben wir ein Häuschen ganz für uns, Renzo hat hervorragend eingeheizt, jetzt gehen wir schlafen.
