
Der vorwitzige Gast beim Festakt – 16. Juli 2019
Dienstag, 16.Juli
Ich hab gut geschlafen auf dem Zeltplatz, nur irgendwann brauchte ich doch die Ohrstöpsel, denn die Bahn hatte nachts einiges zu transportieren. Aber heute morgen schien schon die Sonne. Das Rheinpanorama sieht dann gleich ganz anders aus.
Jetzt gibt es noch Frühstück im Café Maaß, dann geht es los. Nächste Rast an der Loreley.
Weil ich dieses Mal auf der passenden Rheinseite bin, bin ich auch nach oben gegangen. Steiler Weg, die Aussicht ist weniger romantisch.
Man erkennt die Strudel im Rhein, die diese Ecke so gefährlich machen
Keine Jungfrau hier oben, die sitzt unten in Sankt Goarshausen.
Einen Handstand hab ich nicht gemacht, erstens bin ich zu unsportlich und zweitens ist das zu gefährlich (siehe Erich Kästner https://www.lyrikline.org/de/gedichte/der-handstand-auf-der-loreley-14377)
Halb zwei, Rüdesheim. Es gibt Mittag: Pommes bei Döner de Luxe. Rüdesheim ist eindeutig nicht meine Stadt. Selbst ich trage zur Senkung des Altersdurchschnitts bei. Der Radweg hierher läuft meist an der Straße entlang (oder auf der Straße). Dann gab es ein wunderschönes neues Stück, auf dem ich ganz allein unterwegs war. In der Ferne sah ich Pavillons und Fahrräder. Aha, ein Biergarten, dachte ich, da muss ich nicht bis Rüdesheim warten! Doch da versperrt mir schwarz – rot – goldenes Fatterband den Weg. Ich tauche drunter weg, wichtige Herren stehen rum, eine junge Dame hält einen Fahrradhelm und Scheren parat – ich war vorzeitig den neuen Weg gefahren, der im nächsten Moment eingeweiht werden sollte. Auf den Sekt nach dem Festakt wollte ich nicht warten, so bin ich in Rüdesheim gelandet.
Natürlich ging es nach Rüdesheim noch weiter. Ein netter Rennradler – wie sich herausstellte, ebenfalls Lehrer im Ruhestand – hat mir einen wunderschönen Weg bis Eltville gezeigt, unter Platanen am Rhein entlang. Danach musste ich etwas suchen, bis ich die Brücke über den Main gefunden hatte, doch als ich dann aus der Stadt raus war, lief es gut auf oder neben den Deichen. Das Stück über Schotter und Kopfsteinpflaster war im Nachhinein nur kurz. Aber genervt hat es trotzdem. Gelandet bin ich auf einem Dauer-Zeltplatz in Stockstadt, das liegt etwa auf der Höhe von Darmstadt. Jetzt speise ich zu Abend am Altrhein in der Nähe des Kühkopfs. Es gibt Bier, Brot und Käse aus dem Netto.
Als du von der Loreley blickst, schautest du auf das Lokal, in den ich vor einem Jahr saß und Mittag ass. So weltbewegend fand ich den Felsen nicht…
Der Felsen ist wirklich nichts besonderes, aber die Story! Ich konnte mir natürlich nicht verkneifen, Damen, die sich da oben fotografieren ließen, vor dem Kämmen zu warnen. Alle wussten, dass da was war, aber nicht alle kannten die Geschichte. Konnte ich mal wieder klugscheißen.