Durch das Bergische
Samstag, 25.7.2020
Mit meinem üblichen Glück hab ich direkt den Anfang des Bahndamm-Radwegs nach Sprockhövel gefunden.
Der Weg ist schön, wenn auch bis zum Tunnel Schee nicht asphaltiert. Bis dahin geht es auch stetig leicht bergauf. Das ändert sich ab dem Tunnel schlagartig: Der Weg ist in optimalem Zustand und läuft bergab. Es beginnt die Wuppertaler Nordbahntrasse – ein herrlicher Weg auf halber Höhe entlang der Wupper.
Weil Wuppertal aber für seinen Niederschlagsreichtum bekannt ist, fing es in Vohwinkel am Ende der Trasse prompt an zu regnen. Zum Glück nicht lange, denn ich musste doch den Übergang zur nächsten Bahntrasse suchen.
Das war etwas hakelig, aber dann hat mich die Korkenzieherbahn-Trasse bequem und ruhig nach Solingen gebracht.
Dort war auch der weitere Weg zur Müngstener Brücke und nach Burg freundlich ausgeschildert. Was ich aber nicht bedacht hatte: Ein richtiger Panoramaweg führt nicht einfach runter, sondern erst noch rauf zu einem Aussichtspunkt. Das läuft über kleine, ruhige Wege, die ganz nett steil werden können. Und nicht unbedingt geteert sein müssen. (Was sowohl bergauf wie auch bergab eine Herausforderung ist – siehe Kandersteg.)
Wer mit einem Rennrad unterwegs ist, sollte den Aussichtspunkt „Theegartener Kopf“ überspringen und die B229 runter ins Tal nehmen, das geht schneller und ist vor allem materialschonend.
Sieht man so ähnlich am Kölner Dom – sind ja auch beide etwa zur gleichen Zeit fertig geworden
An der Müngstener Brücke kommt man hinter dem Brückenpark zu einer Hängefähre. Da hatte ich Gelegenheit zum Ausruhen, denn die Kapazität des Fahrzeugs war kleiner als die Schar der Wartenden. So konnte ich ein wenig Geduld üben.
Drüben konnte ich dann auf einem Waldweg an der Wupper entlang nach Burg fahren. Dort hab ich endlich „Mittag“ gemacht, denn es gab ein Büdchen, das mir einen Kaffee, ein Käsebrötchen und eine Banane anbieten konnte. Die Stärkung war nötig, denn von der Wupper aus geht es 100 Höhenmeter steil rauf zum Schloss Burg – und dann weiter 100 Höhenmeter nach Wermelskirchen. Aber 10% Steigung sind machbar, dann geht es eben langsam voran. Kurz vor Wermelskirchen gab es wieder einen Aussichtspunkt mit einem fantastischen Fernblick.
Na ja, beim Weg in den Ort zeigte sich Wermelskirchen mit dem Ortsteil Ostringhausen nicht von seiner reizvollsten Seite, aber der Weg durch den Ort ist gut beschildert und dann war ich auch schon auf der „Balkan-Trasse“. In Bergisch-Born konnte ich „umsteigen“ auf die Trasse nach Marienheide, die mich gewohnt sicher und zügig nach Hause führte. Das war heute der anstrengendste Tag, obwohl es nur 107 km waren. Die Steigungen zwischendurch sind nicht ohne.
Ich hab mal zurückgeblickt auf meine erste Ruhr-Tour vor genau 12 Jahren (23. bis 25.7.2008). Damals bin ich nach Winterberg gefahren und von dort aus die ganze Ruhr bis Duisburg. Ich hab zwischendurch immer genau meine Strecken, Zeiten und Durchschnitts-Geschwindigkeiten festgehalten. Das ständige Schielen nach dem Schnitt hatte mich ganz schön unter Druck gesetzt, seit der Tacho von 2008 seinen Geist aufgegeben hat, hab ich einen ganz einfachen, bei dem ich den Schnitt bei Bedarf selbst ausrechnen muss (Gute Kopfrechnen-Übung!). Aber einem Vergleich der Werte konnte ich doch nicht widerstehen. 2008 waren es insgesamt 383 km mit einem Schnitt von 18,56 km/h, zwölf Jahre später sind es 362 km mit 18,26 km/h. Die Strecken sind natürlich nicht identisch gewesen: Diesmal war ich nicht oben in Winterberg (da war ich ja schon im Mai), dafür aber am dritten Tag quer durchs Bergische mit vielen Höhenmetern. Doch es scheint, dass sich mit den Jahren meine Form so ziemlich gehalten hat.
Noch was: Angesichts der geschlossenen Zechen und stillgelegten Bahnstrecken fällt mir immer wieder ein Song ein: „The L & N don’t stop here anymore“ (ich kenne ihn von Michelle Shocked, aber sie ist nicht die Autorin), der den Strukturwandel in den USA beschreibt.