Am See
Donnerstag, 2. Juni
Bei der Abfahrt vom Zeltplatz in Verona hab ich den richtigen Weg gesehen, den ich gestern hätte hochfahren sollen. Das hätte mir eine Menge Schweiß erspart. Aber es war wirklich ein wunderbarer Platz. Natürlich gibt es für die Zelter einen Extra-Sitzplatz zum Essen, Kochen und Spülen, Spülmittel stellt der Platz. An solchen Details merkt man, wie gerne man als Gast gesehen ist.
In der Stadt hab ich noch in die Kirche der Sant Eufemia geschaut – anders als die anderen.
Danach bin ich eine Weile umhergeirrt, bis ich den Weg zum Gardasee gefunden hatte. Dabei konnte ich in einer Unterführung sehen, wie sehr sich die Veronesen auf Shakespeare berufen.
Weil ich keine Lust mehr auf Umwege hatte, bin ich dann auf der Landstraße zum Gardasee gefahren. Ging eigentlich ganz gut, aber war ja auch Feiertag. War halt nur nicht gemütlich, dafür aber schnell.
In Peschiera angekommen, erwies sich dann die Suche nach der Einfahrt zu einem der vielen Zeltplätze als schwierig, aber ich hab’s geschafft. Weil heute hier ein Feiertag ist (Tag der Republik), ist alles sehr voll. Mein Platz für das Zelt ist dann wohl der Ausgleich für den tollen Platz gestern, aber ich hatte keine Wahl.
Natürlich war ich im See schwimmen.
Danach aber musste ich mich noch etwas bewegen und bin nach Sirmione gefahren, eine lange schmale Halbinsel mit historischem Zentrum – und mit besonders gutem Eis. Auch dort war es voll, aber ich konnte mich nicht meinem Eis („tre gusti“ sind nicht etwa drei Kugeln, sondern drei Sorten mit jeweils drei Kugeln pro Sorte) an den See setzen.
Zurück in Peschiera hab ich jetzt diesen Text am See geschrieben, während die Sonne langsam untergeht.
Morgen geht es ins Etschtal. Mal sehen, wie weit ich hinaufkomm.
Nachtrag am 16. Juni:
Als ich zu Strand baden ging, feierte eine sehr große Gruppe junger Menschen sehr ausgelassen einige hundert Meter weiter. Später, als ich zurück zum Zeltplatz ging, rannten große Gruppen hin und her und auch hintereinander her. Es kam auch zu Prügeleien. Die ganze Szene erinnerte mich an die Auseinandersetzungen zwischen Mods und Rockern im Film „Quadrophenia“ von „The Who“. Trotz der Rennerei konnte ich gemütlich dazwischen durchgehen, es wurde Rücksicht auf mich genommen.
Heute (zwei Wochen später) stand in der hiesigen Zeitung eine Meldung dazu:
Ich bin – wie gesagt – nach dem Baden nach Sirmione gefahren. Dort war der ärgste Krawallmacher ein Lamborghini-Fahrer aus dem Tessin.
.. Wir können gerade auch vom Sonnenuntergang, wir haben im Strandkorb noch gelesen mit leckerem Flens.