Nochmal in Toul

Nochmal in Toul

27. Juni 2024 1 Von gerhardjenders

Mittwoch, 26. Juni 2024
Der Tag hat gut angefangen: Als ich bezahlen wollte, hat der Platzwart zunächst mal gefragt, wo ich herkomme und wo ich hin will. Dann hat er mir die Übernachtung geschenkt „pour m’encourager“. Nett.
Meine Reise lief heute fast immer entlang eines Kanals. Das Kanalnetz wird in Frankreich gepflegt, auch wenn „nur“ Urlauber auf Hausbooten unterwegs sind. Keine Ahnung, wo die Franzosen das Geld dafür hernehmen – die Hausboote müssen sicher eine Nutzungsgebühr zahlen (die irgendwo im Mietpreis drinsteckt), aber die Radwege entlang der Kanäle werden auch instand gehalten (auf einem hohen Niveau) – und ich muss nichts bezahlen.
Der Verlauf der Kanäle ist teilweise dramatisch: „Mein“ Kanal lief durch den Étang du Stock – auf beiden Seiten Wasser.

Mitten im Étang de Gondrexange stößt der Saar-Kohlen-Kanal auf den Canal de la Marne au Rhin, den ich weiter Richtung Nancy nehmen wollte. Dazu musste ich aber auf das andere Kanalufer – geht das? Die Karte sah eine Brücke, die hatte aber in der Realität so steile Treppen, dass ich Fahrrad und Gepäck getrennt rüber bringen muss. Hat schließlich geklappt, oben gab es eine herrliche Aussicht.

Die Brücke (nach der ersten Überquerung fotografiert, das Gepäck steht schon am Weg)
Da rauf!
Das Fahrrad wartet
Blick nach Osten, im Hintergrund der Schwarzwald


Natürlich muss auch ein Kanal Höhenunterschiede überwinden. Dazu ging es auf den 20 km von Mittersheim bis zum Kanaldreieck 13 Schleusen aufwärts, die zum Teil nur ein paar hundert Meter auseinander liegen. Um solche „Treppen“ zu vermeiden, hat man Canal de la Marne au Rhin bei Réchicourt die „Grande Écluse“ gebaut, die 16 Meter in die Tiefe führt. Das sieht schon etwas gruselig aus.


Der Radweg läuft drumherum an einem schönen See vorbei. Es geht nicht immer nur durch den Wald, es gibt auch Getreidefelder.

Was es nicht gibt, sind Läden oder Restaurants. Wer da nicht genug Vorräte in der Tasche hat, muss in der Nähe einer Stadt den Kanal verlassen.
In Varangeville ging es sogar durch ein Industriegebiet – aber der Weg blieb ruhig und gut zu fahren. Eine Kanal- und Eisenbahnbrücke überquert die Meurthe.


Ein paar Kilometer weiter ist es dann wieder ländlich, Bosserville mit der Église Saint Rémy und der Abbatiale Saint Michel kommt in Sicht.


Dann war ich auch schon fast in Nancy. Zu früh, um die Tagesetappe zu beenden. Es hätte mich ja gereizt, die Mosel aufwärts nach Épinal zu fahren – aber 70 km dazu wären doch etwas viel geworden. Doch „geradeaus“ ging es nach Toul. Da war ich im September 2022 schon einmal. Das Städtchen lohnt sich, doch damals hatte ich im Dauerregen keine Gelegenheit, viel zu sehen. Jetzt noch 40 km – das passt. Der Weg war wirklich schön: Erst über eine Schleusentreppe aus dem Tal der Meurthe rauf, dann ins Tal der Mosel und am Fluss (bzw. am Seitenkanal) entlang nach Toul. Ein paar Kilometer Industrie war auch wieder dabei, aber meist ist der Weg ruhig und mit schönen Ausblicken.   


In Toul hatte ich ein Zimmer im selben Hotel wie 2022 (Villa Lorraine, kann ich empfehlen) und genug Zeit für einen Rundgang.
Am Turm der Église St. Gengoult gab es ein nettes Detail.


Die Kathedrale Saint Etienne ist ein imposanter Bau, das Portal beeindruckt trotz der fehlenden Figuren.

Um sie herum sind sehr dicht Häuser gebaut, so dass ich nur Eindrücke vom Dach und den Türmen fotografieren konnte.

Der Kreuzgang des Klosters neben der Kirche


Die Stadtmitte ist mit Blumenbeeten und leichten Dekorationsideen schön gestaltet. Es hat sich gelohnt, nochmal herzukommen.