Niederbergbahn
Es gibt da eine Bahntrassen-Strecke von den Bergischen Panoramaradwegen, die ich noch nicht gefahren war. Die heißt Niederbergbahn, ist knapp 40 km lang und führt an die Ruhr. Heute hab ich sie ausprobiert. Natürlich beginnt die nicht bei mir vor der Haustür (und endet auch nicht da), deshalb wurde es eine Tagestour. Eine schöne Tagestour, zum größten Teil auf Bahntrassen. Zuerst mal nach Marienheide, von da auf der Bahntrasse über Wipperfürth und Hückeswagen nach Bergisch Born. Da ist der Umstieg auf die „Balkantrasse“ (Ich hab vergessen, warum die so heißt, ich glaube, das hatte mit der Vorliebe für „exotische“ Benennungen im 19. Jahrhundert zu tun, es gibt z.B. ein Gehöft mit dem Namen „Sebastopol“ bei Meinerzhagen). Die Balkantrasse zeichnet sich durch einen markanten Schrifttyp auf den Kilometersteinen aus – ist das art déco?
Ab dem Bahnhof Lennep geht es erstmal durch verschiedenartige Wohngebiete in Lennep und Lüttringhausen – auch mit weitreichenden Wegweisern.
Und nach eingen ländlich-idyllischen Kilometern lief der Radweg zur Abwechslung fast durch das Gelände der Firma Dirostahl: linkerhand Lagerplätze mit massiven Stahlblöcken, rechterhand die Fabrikhallen, in denen die Hämmer (heißt inzwischen sicher anders, hämmert aber immernoch auf dem Stahl rum, um ihn in Form zu kriegen) dröhnen. Doch dann ging es im wunderschönen Marbachtal ruhig, aber rasant runter an die Wupper. Und dann wieder – aber nur ein Stückchen – rauf zur Nodbahntrasse. Weil die Züge jetzt woanders fahren, kann man da wunderbar am Hang nördlich und oberhalb der Wupper mit dem Rad längs durch die Stadt fahren. Mit Ausblicken auf die Stadt da unten und mit Rast-Möglichkeiten.
Frei Fahrt! Blick auf Elberfeld (Gathe)
Am westlichen Ende der Nordbahntrasse geht es nach links über die „Korkenziehertrasse“ nach Solingen (bin ich schon gefahren) und nach rechts über die „Niederbergbahn“ nach Norden. Allerdings läuft die südliche Hälfte über kleine Sträßchen durch kleine Dörfer, das ist schön ruhig, wird aber nie langweilig, weil es immer wieder rauf und runter geht und weil man den Weg suchen muss. In einem der kleinen Dörfer – in Schöller – hab ich auf dem Kirchplatz gerastet.
Der Weg führt auch über Düssel, damit man das Dorf von der Stadt am Rhein unterscheiden kann, heißt die Düsseldorf und das Dorf nur Düssel – ist doch ganz logisch! Kurz darauf kam ich dann endlich auf die versprochene Bahntrasse, die mich an Wüfrath, Velbert und Heiligenhaus vorbei nach Kettwig brachte. Kurz vor dem Ende ging es über ein schönes Viadukt, der Blick nach unten ist schon beeindruckend.
In Kettwig konnte ich auf den Ruhrradweg Richtung Duisburg abbiegen. Die Ruhr hab ich aber erst bei Mühlheim zu Gesicht bekommen.
Dort versuchten gerade Möchtegern-Wikinger in einem Möchtgern-Wikingerboot die Ruhr aufwärts zu rudern. Es ging recht langsam.
Weil es inzwischen schon hinreichend spät war, bin ich zum Bahnhof Duisburg entlang der Straße gefahren. Da konnte ich feststellen, dass das Konzept „Radweg“ doch recht unterschiedlich interpretiert wird. An der Straße von Mülheim nach Duisburg versteht man darunter einen Teil des Bürgersteigs. Da dürfen dann auch mal Laternenmasten und Blumenkübel drauf stehen. Weil das wirklich eng ist, steht dann unter dem Fahrrad-Schild „Fahrräder im Schritttempo gestattet“. Und die Straße ist nicht wirklich eine Alternative, weil sie stark befahren ist und die Straßenbahnschienen einen zwingen würden, in der Mitte der Fahrbahn zu fahren. Egal – unter Vermeidung des Schritttempos bin ich um 18 Uhr am Hauptbahnhof Duisburg angekommen. Die Zugfahrt über Köln war dann noch ein kleines, aber inzwischen üblichen Abenteuer: Statt der angekündigten zwei Stunden hab ich drei bis nach Gummersbach gebraucht – und da hatte ich noch Glück, denn just in dem Moment, in dem ich in den Zug nach Gummersbach stiegt, wurde der angekündigte Schienenersatzverkehr zwischen Hoffnungstal und Overath wieder aufgehoben – der Zug fuhr durch bis Gummersbach. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, zumindest eine Teil der Strecke mit dem Rad zu fahren, aber so war meine Tour doch nur die 126 km von Gummersbach nach Duisburg lang.